Titelbild: Reste des Bergfrieds und Grundmauern angrenzender Gebäude nach Entfernung des Bewuchses.
Blick über das Burgareal nach Osten: Links vorne Reste der Ringmauer, im Hintergrund Innenbebauung und Bergfried. Fotos: W. Richter
Bestand
Die Burgruine Turmhölzle gehört zu den am besten erhaltenen Burgruinen im Landkreis Lörrach. Sie liegt auf einer ovalen Kuppe am Ende eines Bergsporns am südlichen Hang der Hohen Möhr östlich des Oberdorfs von Raitbach, einem Ortsteil der Stadt Schopfheim.. Die Burgruine nimmt nahezu das gesamte Gipfelplateau der Kuppe ein. Sie erstreckt sich über ca. 35 m in Ost-West-Richtung und ca. 18 m an der breitesten Stelle in Nord-Süd-Richtung. Sie hat eine Gesamtfläche von ca. 600 m2.
Ganze Breite des Bergfrieds Richtung Süden. Foto: W. Richter
Grundriss der Ruine Turmhölzle (GPS-Vermessung: Stadtmuseum Schopfheim)
Im östlichen Teil des Burgareals finden sich die Reste des rechteckigen Burgturms/Bergfrieds (1) mit einer Grundfläche von 9,5 x 7,5 m und einer Mauerstärke von ca. 2,5 m. Der Bergfried lehnt sich an der Ostseite direkt an die Ringmauer (2) der Burg an. Die Ringmauer hat eine Dicke von 0,8 bis 1,2 m. An der Ost- und Nordseite der Burg wurde sie im Jahr 1981 ausgegraben. Im Westen zeichnet sie sich im Gelände entlang der Kante des Gipfelplateaus ab, teilweise anhand der bemoosten Steine. Auf der Südseite ist der Verlauf der Ringmauer größtenteils unklar, da dieser Bereich noch nicht archäologisch untersucht wurde. In diesem Bereich ist auch das Burgtor zu vermuten, dessen Lage bisher unbekannt ist.
Westlich an den Bergfried angrenzend finden sich Reste des vermutlichen Haupt(wohn)gebäudes (Palas) (3) der Burg. Beim Palas kann man zwei Bauphasen unterscheiden: In der ersten Bauphase war der Palas vom Bergfried getrennt (3). In einer zweiten Bauphase wurde der Palas erweitert und umgebaut. Die östliche Mauer aus der ersten Bauphase wurde bis zum Erdgeschoss abgetragen und neue Mauern (4) eingezogen (rot im Plan). Der Palas wurde damit erweitert und reichte bis zum Bergfried. Die Oberkanten der Mauerreste im Bereich der Erweiterung (4) entsprechen etwa der Oberkante des Erdgeschosses. Direkt am Bergfried sind Reste einer Tür, die in das erste Obergeschoss des erweiterten Palas führte. Die Tür war vermutlich über eine Holztreppe zugänglich.
Die Bebauung im westlichen und südlichen Teil der Burg ist unbekannt, da dieser Teil des Burggeländes bisher archäologisch nicht untersucht wurde.
Um die Kuppe herum sind Gräben bzw. Wälle sichtbar. Nach Osten ist die Kuppe durch einen Halsgraben vom Rest des Bergsporns abgetrennt. Nach Norden und Westen ist die Kuppe durch einen Ringgraben mit vorgelagertem, teilweise verschliffenem Wall geschützt.
Geschichte
Direkte historische Nachrichten zur Burg sind bisher nicht gefunden worden. Der Name „Turmhölzle“ ist nicht der ursprüngliche Name der Burg im Mittelalter. Auf der Basis von Flurnamen in Güterbeschrieben des Klosters St. Blasien, das in Raitbach begütert war, wurde „Fernegg“ oder „Farnegg“ als ursprünglicher Burgname vorgeschlagen (Schubring 1986) .
Der Zeitpunkt der Erbauung der Burg ist unbekannt. Das Mauerwerk des Bergfrieds könnte auf eine Erbauung im 12. Jahrhundert hindeuten (Meyer 1981). Der Erbauer der Burg ist unbekannt. Vermutlich wurde die Burg von einem Ministerialen des Klosters St. Blasien errichtet zum Schutz der klösterlichen Grundherrschaft in diesem Bereich. Raitbach war Teil der Herrschaft Fahrnau-Raitbach des Klosters St. Blasien (Schubring 2000). Die bei der Ausgrabung gemachten Keramikfunde sprechen für „eine Benutzung der Burg bis in Spätmittelalter hinein“.
Taxiarchos228, Lörrach - Röttler Kirche - Bildnis Rudolf III, CC BY 3.0
Genauere Information zum Ende der Burg fehlen. Im Jahr 1400 verkaufen Anna von Klingenberg, die Witwe des Ritters Rudolf Hürus d.A. von Schönau, und ihr Sohn Albrecht von Schönau die Herrschaft Neuenstein mit der Feste „Nuw Stein“ (heutige Ruine Burgholz) und den umliegenden Dörfern Raitbach, Gersbach, Schlechtbach, Schweigmatt und Kürnberg sowie einigen Höfen an Markgraf Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg. Obwohl die Burg Turmhölzle in diesem Bereich liegt, wurde sie bei dem Verkauf nicht erwähnt. Es ist daher wahrscheinlich, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits Ruine war. Es bleibt offen, ob die bei der Ausgrabung gefundenen verschmorten Lehmstücke auf einen Brand als Ende der Burg hindeuten oder ob das Turmhölzle das Schicksal mancher mittelalterlicher Höhenburg teilte, nämlich verlassen zu werden und zu verfallen, um später als „Steinbruch“ benutzt zu werden.
Ausgrabung der Burg
1981 wurde der Ostteil der Burg mit dem Bergfried auf Initiative der Stadt Schopfheim von Schülergruppen unter Anleitung von Archäologen ausgegraben. Die meisten der jetzt sichtbaren Mauerreste kamen bei dieser Ausgrabung zutage.
1982 stoppte das Landesdenkmalamt weitere Grabungen vor einer regelrechten Konservierung und Sicherung der ausgegrabenen Mauern. Eine Konservierung dieser Mauern hat bisher nicht stattgefunden.
Da die Ausgrabung der Burg nicht fortgesetzt werden konnte, blieben viele Fragen zum Grundriss, der Baugeschichte sowie zum Beginn und Ende der Burg offen.
Gefährdung der Burgruine
Ringmauer an der Ostseite der Burg: Vor dem Ausbruch 2018 Foto: W. Richter
Die bei der Ausgrabung 1981 freigelegten Mauerstücke wurden seinerzeit nicht konserviert. Mittlerweile setzt der Zerfall der freigelegten Mauern ein. So kam es 2022 zu einem größeren Mauerausbruch an der Ostseite der Ringmauer. Auch an Teilen der Innenbebauung ist deutlicher Verfall sichtbar.
Es ist zu erwarten, dass ohne Konservierung der Mauern sich der Zerfall fortsetzt und so langfristig zum Verlust dieser bemerkenswerten Burgruine führen kann.
Literatur
Werner Meyer, Burgen von A bis Z – Burgenlexikon der Regio, Basel 1981. S. 35
Klaus Schubring, Ein älterer Name für das Turmhölzle in Raitbach – Eine Ruine gibt Fragen auf, in: Jahrbuch ´86 Stadt Schopfheim, S. 62-69.
Klaus Schubring, Bauern, Mönche und Adlige, in: Schopfheim - Natur, Geschichte, Kultur, Schopfheim, 2000. S. 101-120.
C.A. Müller, Burgen und Schlösser, in: Das Markgräflerland, Jahrgang 4/35, Sonderheft 1973